Ein kurzes Interview mit der Autorin:
Wie sind Sie zum Schreiben gekommen?
Meine Mutter sagt gerne, dass ich schon die tollsten Geschichten erzählen konnte, bevor ich überhaupt schreiben gelernt habe. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis aus meiner Liebe zum Lesen und dem Hunger nach neuen Welten der Wunsch erwuchs, all die Geschichten, die ich lesen wollte, die aber noch keiner geschrieben hatte, einfach selbst zu Papier zu bringen. Wenn es das Buch, das du in deinem Bücherregal vermisst, noch nicht gibt, dann musst du es eben selber schreiben, so die Devise.
Woher kam die Idee/die Inspiration zu Ihrem Buch?
Ein Blick aus dem Fenster oder ein Spaziergang im Wald sind oft plötzlich inspirierend. Es schwimmt eben doch ein wenig Muse neben dem Fisch im Fluss oder eine kleine Metapher hoppelt sozusagen über die Wiese. Da schreibe ich eigentlich immer wieder verschiedene Texte, um diese Momente nicht zu verschwenden. Diese Gedichte dann gemeinsam in einem Buch zu vereinen, war nicht mein erster Gedanke, aber dann hat mir die Idee doch sehr gefallen und nun bin ich sehr froh, dass das so gut funktioniert hat.
Haben Sie bereits ein neues Buch in Planung?
Ja, tatsächlich arbeite ich schon an einem weiteren Buch. Gerade ist das Projekt zwar ins Stocken geraten, allerdings bin ich zuversichtlich, dass dieser kleine literarische Apfelbaum bald weiter erblühen wird.
Können Sie schon etwas darüber verraten?
Das Buch, an dem ich gerade arbeite, soll seine Leser nicht nur zum Nachdenken oder zum Lächeln anregen, vielmehr hoffe ich, Leser damit zum Blick über den eigenen Tellerrand überreden zu können. In Form von Kurzgeschichten möchte ich in all dem Chaos und dem Stress unserer modernen Zeit daran erinnern, wo wir alle angefangen haben und den Blick auf jene lenken, die es gerade tun. Das Buch beschäftigt sich also mit einer Herzensangelegenheit, die eigentlich doch niemandem gleichgültig sein dürfte, nämlich dem Leben der Kinder rund um den Globus. Dabei steht oft die selbe Frage im Mittelpunkt:
Aus welchen Materialien wird der Stoff gewebt, aus dem unsere Zukunft ist?
Wo schreiben Sie am liebsten?
Das kommt ganz darauf an, was ich schreiben möchte. Wenn wir mal ehrlich sind, lassen sich Fernweh und Sehnsucht nach dem Fremden doch nirgendwo besser beschreiben als im heimatlich vertrauten Garten, nicht wahr? Möchte ich mit meinem Text eine Flucht in die Nacht beschreiben, suche ich den Blick auf die Sterne, doch für eine warme, ruhige Atmosphäre in meinem Text ziehe ich die selbe Atmosphäre beim Schreiben vor. So entstehen Text um Text an ganz unterschiedlichen Orten, doch zum Überarbeiten und Perfektionieren sitze ich am Ende doch meistens in meinem eigenen Sessel.
Haben Sie bestimmte Schreibrituale?
Immer wieder, mitten im Alltag, kommen mir Ideen und Metaphern in den Sinn, die dann meistens sofort niedergekritzelt werden. Das erste Schreibritual, das dann in einem ruhigen Moment folgt, ist also wohl oft meine eigene Handschrift zu entziffern und im Sturm von Notizen und Ideen Parallelen zu erkennen und erste Verbindungen zu erdenken. Dann kommt das Ritual, das erschreckend oft über den restlichen Verlauf entscheidet, nämlich die Auswahl der richtigen Playlist. Mit der passenden Musik in den Ohren und einem angebrachten Getränk in Reichweite, schreibt sich der Text dann beinahe von selbst.
Was lesen Sie selbst gerne für Bücher?
Auch wenn mein inneres Kind an romantischen Fantasy Abenteuern hängt, landen gerade hauptsächlich verschiedene Märchenbücher und ältere, beinahe Klassiker, in meinem Bücherregal. Dabei sind mir Exkurse durch die Literaturgeschichte und nebenbei auch der Sagenwelten verschiedenster Regionen nie zuwider.
Was ist Ihr Lieblingsbuch?
Nun, während Stephen Chboskys »The perks of being a wallflower« den ersten Platz auf meiner mentalen Liste meiner liebsten Bücher schon seit Jahren verbissen zu verteidigen scheint, wird es wohl demnächst Otfried Preußlers »Krabat« weichen müssen, da ich mich beim Lesen jeder Seite wieder ein wenig mehr in seinen Schreibstil verliebe.
Welches Buch liegt aktuell auf Ihrem Nachttisch?
So gern ich »Krabat« auch lese, es ist nicht das Buch auf meinem Nachttisch. Dafür finde ich »Strange case of Dr. Jekyll and Mr. Hyde« von Robert Louis Stevenson im alten, englischen Text, gerade noch viel zu spannend.
Haben Sie manchmal Schreibblockaden? Was tun Sie, um diese zu lösen?
Ah, die Schreibblockade, mein alter Erzfeind! Da ist man gerade so inspiriert, und dann kommt sie doch um die Ecke. Oft genug sitze ich dann über angefangenen Texten und Formulierungsfetzen und verzweifle ein klein wenig. Steht dann auch noch eine Deadline bevor, zum Beispiel ein Einsendeschluss für einen Schreibwettbewerb, dann muss die Notfallstrategie gegen Schreibblockaden helfen. Dieser Trick Siebzehn, das Ass in meinen Laptop Ordnern, sind eigentlich nur noch mehr Fetzen, Stücke und Überreste, im Gefühl beinahe antiker, Verzweiflungstaten. Geschichten und Gedichte, die sonst zu nicht viel taugen, dienen dann als Ersatzteilspender. Da stibitze ich mir von da einen verworfenen Titel und von dort eine vergessene Überleitung und baue mein ganz eigenes kleines Geschichtenmonster, im Frankenstein-Style. Lebt es? Dann löst sich die Blockade ganz schnell und der Text entwickelt sich im gewohnten Tempo. Wenn das nicht hilft, ist es das Beste die Niederlage erstmal hinzunehmen und etwas ganz anderes zu machen. Mit Zeit kommt dann doch oft auch Rat.
Was machen Sie gerne in Ihrer Freizeit?
Neben dem Lesen und Schreiben, bin ich gerne mit meiner Hündin in der Natur unterwegs und sonst habe ich eine Schwäche für das, was ich als Chaos-Kunst bezeichne. Ich male nicht richtig, sondern setze Farben und Materialien gerne vollkommen impulsiv ein. Frei nach dem Motto: »Ich probier mal das hier und gucke was passiert!« So entstehen oft unvorhergesehene Farbverbrechen, die letztlich doch als wunderbarer Hintergrund fungieren können, wenn die richtigen Kunst- oder Trockenblumen und andere Objekte ihren Platz auf der Leinwand finden. Ansonsten bin ich ein großer Liebhaber der Fotografie und des Kochens und Backens.
Dieses Interview darf unter Angabe der Quelle (Karin Fischer Verlag 2025) verwendet werden.