Rehfeld, Nicole

Über den/die Autor*in

Nicole Rehfeld, geb. 1987 in Neuruppin (Brandenburg), studierte nach Abschluss ihrer Schauspielausbildung Musikwissenschaft und Medienwissenschaft in Berlin. Die professionelle Schauspielerin und Sängerin bewegt sich vornehmlich in der Freien Theaterszene Berlin-Brandenburgs. Ihr ältestes erhaltenes Gedicht datiert sich auf 1996. Seit dieser Zeit schreibt sie, mit Schwerpunkt auf Lyrik und Prosa. Bisher wurden mehrere Arbeiten der Autorin in Band 32 und Band 36 der Anthologie »Lyrik und Prosa unserer Zeit« des Karin Fischer Verlags gedruckt. – Mit Veröffentlichung ihres Gedichtbands »alle farben alle« gibt Nicole Rehfeld ihr solistisches Lyrik-Debüt im deutschen lyrik verlag (dlv).

Ein kurzes Interview mit der Autorin:

Wie sind Sie zum Schreiben gekommen?
Was mich damals bewogen hat, mein allererstes Gedicht zu schreiben, weiß ich nicht mehr. Ich war gerade acht, neun Jahre alt. Allerdings habe ich nie mehr mit dem Schreiben aufgehört. Es ist sozusagen ein Teil von mir. Es ist mir unmöglich, nicht zu schreiben. 
Ist dies Ihre erste Veröffentlichung?
Der Gedichtband »alle farben alle« ist meine erste Solo-Veröffentlichung. Die allererste Veröffentlichung jemals war eines meiner Gedichte in einer Anthologie meiner damaligen Schule, als ich etwa 13 Jahre alt war. In der Anthologie »Lyrik und Prosa unserer Zeit, Bnd. 32« des Karin Fischer Verlags gibt es ebenfalls einige Beiträge von mir. 
Was waren Ihre Beweggründe, dieses Buch zu schreiben?
Ich hatte bereits mit 14 Jahren so viele Gedichte geschrieben, dass ich gerne einen Gedichtband veröffentlichen wollte. Damals war das Internet ja lange nicht so weit entwickelt wie heute, und junge Menschen hatten viel weniger Möglichkeiten. Im elterlichen Bekanntenkreis gab es eine Autorin, die gerade einen Verlag gegründet hatte. Also tippte ich meine Gedichte ab, speicherte sie auf Diskette und übergab der Autorin eben diese Diskette. Sie wies mich freundlich ab. In den folgenden Jahren und Jahrzehnten habe ich nie mehr über einen Gedichtband nachgedacht, ich habe nur einfach die ganze Zeit weiter geschrieben. Vor einigen Jahren kam er dann plötzlich wieder zurück, dieser alte Wunsch nach einem Gedichtband – und ich reichte ein Manuskript ein. Ich bekam auch ein Angebot, allerdings passten die Umstände damals nicht und so musste ich erneut aufgeben. Im vergangenen Herbst jedoch wurde ich eingeladen, nochmals ein Manuskript einzureichen und bekam ein neues Angebot. Meine Situation hatte sich zwischenzeitlich positiv verändert und so konnte ich endlich meinen ersten Gedichtband verwirklichen. Die über 20 Jahre alte Diskette besitze ich übrigens heute noch. 
Gab es einen Antrieb aus dem Familien- oder Freundeskreis, das Buch zu veröffentlichen?
Nein, ich bin recht eigenwillig. Meine kreative Motivation kommt stets aus mir selbst heraus. Ich habe mir zwar ein, zwei Meinungen eingeholt, vor allem wegen des wirtschaftlichen Risikos, aber die Ansichten und Meinungen anderer Menschen sehe ich grundsätzlich eher als frische Perspektive oder Inspiration an. Ich lasse mich nur selten von der Meinung anderer tatsächlich beeinflussen.
Haben Sie bereits ein neues Buch in Planung?
Konkret in Planung ist derzeit nichts. Aber natürlich liegt sehr viel unveröffentlichtes Material in meiner Schublade, das vermutlich mehrere Gedichtbände ergeben würde. Theoretisch wäre also ein zweiter Gedichtband jederzeit möglich. Die nächste Veröffentlichung sind erstmal meine Beiträge zur Anthologie »Lyrik und Prosa unserer Zeit, Bnd. 36« des Karin Fischer Verlags.
Wo schreiben Sie am liebsten?
Zuhause. Natürlich kann es überall passieren, dass ich plötzlich Ideen habe und diese dann notfalls schnell auf dem Handy festhalten muss, aber zuhause bin ich am kreativsten. Ich habe für jede kreative Tätigkeit einen bestimmten Platz, an dem ich diese ausübe. Beispielsweise male ich stets an der gleichen Stelle auf dem Boden. Gesang übe ich natürlich am Klavier oder in einer ganz bestimmten Ecke, in der auch mein Notenständer und das Mikrofon stehen. Theatertexte spreche ich immer an der gleichen Stelle in einem bestimmten Raum in die gleiche Richtung. Aber vor allem ist da mein Küchentisch. Der ist so etwas wie mein kreatives Zentrum. Und alles, was mit kreativem Schreiben zu tun hat, findet dort statt. Die einzige Alternative ist der Balkontisch, wenn es warm ist und ich den Balkon bereits bunt bepflanzt habe. Meinen eigentlichen Schreibtisch nutze ich dagegen ausschließlich für nicht-kreative Computerarbeiten, wie zum Beispiel Rechnungen oder E-Mails schreiben. 
Haben Sie bestimmte Schreibrituale?
Ich schreibe grundsätzlich per Hand, mit Füller und blauer Tinte. Für meine Tagebücher bevorzuge ich festes, liniertes Papier in A5. Gedichte, Songtexte und Geschichten schreibe ich auf das, was gerade da ist. Da kommen auch gerne mal Schmierzettel zum Einsatz, ungeöffnete Briefumschläge von Werbesendungen oder alte Schulhefte. Ich habe ein gesondertes Notizbuch, in das ich die Handynotizen oder Schmierzettel dann handschriftlich übertrage.
Was lesen Sie selbst gerne für Bücher? 
Ich mag Sachbücher zu Themen, die mich gerade interessieren. Das kann alles mögliche sein. Wenn ich irgendein spannendes neues Thema entdecke, kaufe ich mir dazu direkt ein Buch. Das ist typisch für mich. Ansonsten mag ich dramatische Klassiker, also Bühnen-, Opern- und Theaterliteratur. Romane lese ich eher selten.
Was ist Ihr Lieblingsbuch?
Jedes Buch ist mein Lieblingsbuch. Für mich ist ein Buch fast wie ein Lebewesen. Ein Buch ist die Manifestation unsichtbarer Gedanken, wie unglaublich ist das! Ich liebe es, ein Buch in den Händen zu halten, das Papier zu riechen, das Rascheln der Seiten zu hören. Ich empfinde eine ganz besondere Liebe für Bücher, einfach weil sie Bücher sind.
Welches Buch liegt aktuell auf Ihrem Nachttisch?
Keines. All meine Bücher haben ihren Platz in den verschiedensten Regalen. Ich lese zudem recht schnell und brauche nur selten mehrere Tage / Abende für ein Buch durchschnittlichen Umfangs. Auf meinem Nachttisch liegen daher Handcreme, Oropax und Lavendelspray. 
Haben Sie manchmal Schreibblockaden? Was tun Sie, um diese zu lösen?
Man muss Pausen machen. Bei Gedichten habe ich nie Blockaden, weil sie nicht so viel Zeit beanspruchen. Bei längeren / größeren / aufwändigeren Arbeiten kann das schon mal vorkommen. Man muss die künstlerische Arbeit, die da ausgedrückt werden möchte, respektieren. Es bringt nichts, unter Zwang zu arbeiten. Wenn ich also spüre, eine Arbeit ist noch nicht so weit, lass ich es bleiben und tue etwas anderes. Am besten etwas vollkommen banales, das nichts mit Kreativität zu tun hat, z.B. den Geschirrspüler ausräumen. Oder ich gehe kurz spazieren. Nach einer Weile setze ich mich dann wieder an die Arbeit und schaue, was sich zwischenzeitlich getan hat. Hat der Song sich weiterentwickelt? Kommt jetzt das passende Wort, der nächste Satz in der Geschichte? Wenn ja, mache ich weiter, bis die Arbeit entweder fertig ist oder ich den nächsten Widerstand spüre und das Bad putzen gehe. Sollte es am selben Tag nichts mehr werden, wiederhole ich die kleinen Abschnitte, die ich bereits habe, etwa stündlich an mehreren Tagen hintereinander. Das tue ich so lange, bis ich spüre, dass es nun weitergeht. Auf diese Weise lasse ich der Kunst den Raum, den sie braucht und kann die Arbeit auf gesunde Weise entwickeln.
Was machen Sie gerne in Ihrer Freizeit?
Ich bewege mich gern in der Bildenden Kunst. Ich selbst verstehe wenig davon, ich habe jedoch Freunde aus diesem Bereich. Eine gut kurierte Ausstellung in einer ästhetischen Location und mit interessanten Arbeiten kann innerhalb kürzester Zeit einen Zustand höchsten Glücks bei mir auslösen. Das ist, als würde etwas ganz tief in mir drin Atmen holen. Zudem genieße ich die vielschichtigen Diskussionen über die jeweiligen Werke.

Dieses Interview darf unter Angabe der Quelle (Karin Fischer Verlag 2024) verwendet werden.

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Lyrik und Prosa unserer Zeit – Band 32

Neue Folge, Band 32
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