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Klemp, Thomas

Über den/die Autor*in

Thomas Klemp, geb. 1965 in Bad Freienwalde, Deutschlehrerkind, lebt und arbeitet mit seiner Familie in Nordwestmecklenburg. Zahnarzt in eigener Praxis. Lyrische Werke seit der Jugend, bisher partiell veröffentlicht in der Anthologie Lyrik und Prosa unserer Zeit, Neue Folge Bde. 35 & 36 des Karin Fischer Verlags. Viele weitere Hobbys, u. a. skulpturale Kunst aus Holz/Stein/Metall, semiprofessionelle Fotografie und Philosophieren.


Ein kurzes Interview mit dem Autor:

Wie sind Sie zum Schreiben gekommen?
Als Kind von Lehrern der deutschen Sprache sowie Geschichte bin ich schon früh in Sprachkompetenz, Artikulation, Ausdruck, Stil geübt worden. Sprache kann kreieren, in der Folge verändern, Sprache hat auch Macht, ebenso aber Feinsinnigkeit, Sprache bewegt, erzeugt Emotionen, Sprache schafft Bindung. Sprache kann das Mittel sein, Gemeinschaft zu erzeugen …
Ist dies Ihre erste Veröffentlichung?
Nein, ausschnittsweise sind einige Werke in der Anthologie »Lyrik und Prosa unserer Zeit«, Bde. 35 und 36 des Karin Fischer Verlages publiziert.
Falls nein: Schreiben Sie schon länger?
Seit meiner Kindheit, das erste Gedicht mit sieben Jahren.


Was waren Ihre Beweggründe, dieses Buch zu schreiben?
Zunächst sollte es ein Buch nur für mich werden in der Umgehung gesellschaftlicher Oktroys, die vorschreiben wollen, wie man sich als Mensch, als Mann zu geben hat und die in der Erfindung von idealisierten Scheinbildern des immer Größer, Besser, Schöner innerhalb einer zwanghaften Egalisierung der Individualität hin zu einem einheitsbetonten Mainstream die eigene Individualität sowie Intimität immer weiter aufbrechen und zerstören. Hier konnte ich meine Empfindungen, emotionalen Harmonien, aber auch Stürme zu verbalen Bildern formen und ablegen, letztlich damit auch innere Konflikte befrieden. Es war vielleicht ein Ersatz für eine Gesprächstherapie. Ich war quasi Patient und Therapeut in einer Person.
Später, als ich mich traute, erste Werke zu publizieren und mich selbst dabei auch öffnete, verständlich, aber auch angreifbar wurde, merkten viele der Leser, dass es auch andere Menschen gab, die gleiche oder ähnliche Probleme wie sie hatten und die sich ebenfalls alleine wähnten, weil sie sich nicht trauten, ihre Gedanken und Gefühle anderen gegenüber zu äußern. Sie steckten quasi in gesellschaftlich verordneten Zwangsjacken, aus denen sie sich nicht lösten in der Angst, den Erwartungshaltungen nicht zu entsprechen. Sie lebten – wie ich zuvor auch – oft das Leben der anderen, nicht ihr eigenes. Diesen Menschen Mut zu machen und sie aus einem konstruierten Schein in ihr eigenes Selbst, ihr eigenes Sein zurückzuholen und damit die Bedeutung von Individualität und Anderssein als Bereicherung zu manifestieren, war die zweite Intention für dieses Buch.
Der dritte Grund war ein Vater-Sohn-Projekt, wie es sich im letzten Abschnitt des Buches darstellt: Mentor und Schüler, Vater und Sohn. Der Schüler wird, nach Aussage seines Mentors, zum ebenbürtigen Partner, dem der Mentor nichts mehr beibringen könne …


Gab es einen Antrieb aus dem Familien- oder Freundeskreis, das Buch zu veröffentlichen?
Ja, es brauchte partiell etwas Motivation auch durch Bestätigung, obwohl es schon ein langjährig gehegter Traum ist.

Woher kam die Idee/die Inspiration zu Ihrem Buch?
Familie, Freunde, Bekannte, Patienten haben mich alle gleichermaßen ermutigt, letztlich durch die Publikation in den Anthologien auch der Verlag.
Haben Sie bereits ein neues Buch in Planung?
Ja.

Können Sie schon etwas darüber verraten?
Der vorläufige Titel heißt »Geschichten vom Landei – innere Monologe«. Es sind Kurzgeschichten, die aus einem detailliert beobachteten Alltag heraus entstehen, vielfach humoristisch verfasst sind, Naturbeschreibungen enthalten, Erlebnisse aus der Nachbarschaft, politische, philosophische und Lehrinhalte einschließen. Sie sollen den Leser unterhalten, aufklären und zum Weiterschreiben der Geschichte in den eigenen Gedanken animieren, zugleich die kleinen positiven Alltagsmomente wieder sichtbar machen, die wir als kleine Kraftquellen neu begreifen lernen müssen auch durch Achtsamkeit und Demut, zugleich anregen, sich sachlich mit Meinung auseinanderzusetzen und dabei selbst zu hinterfragen. Es sind schon fünfzig an der Zahl geworden, deren Lesen bereits für einen breiteren Kreis zum wochenendlichen Ritual geworden ist.

Wo schreiben Sie am liebsten?
An meinem Schreibtisch unterm Dach oder auf der Terrasse im Garten, beides mit geweitetem Blick in die weite, großteils noch unverbaute Natur Nordwestmecklenburgs.


Haben Sie bestimmte Schreibrituale?
Ich versuche, mir die Zeit zum Schreiben zu nehmen, wenn mich etwas »anspringt«, zumindest mache ich mir Notizen
Was lesen Sie selbst gerne für Bücher?
Von Platon, Schopenhauer, Nietzsche, Kant über gesellschaftspolitisch geprägte Literatur von z.B. Precht, Krone-Schmalz, Mausfeld, Dahn, Prantl, Krastev, Juli Zeh, alte DDR-Literatur und deren Nachfolge von z. B. Christa Wolf, zudem Aitmatow, Gorki, weiter Leon Uris, griechische Sagen in der Übersetzung von Fühmann und Schwab, Science fiction.


Was ist Ihr Lieblingsbuch?
Gustav Schwab, Odyssee/Ilias/Griechische Sagen.

Welches Buch liegt aktuell auf Ihrem Nachttisch?
Naomi Alderman, »Die Gabe«.
Haben Sie manchmal Schreibblockaden? Was tun Sie, um diese zu lösen?
Ja, habe ich. Stress tötet Kreativität. Ich besitze das Privileg, meinen Lebensunterhalt nicht durch Schreiben verdienen zu müssen. Insofern habe ich Zeit. Bezeichnenderweise nahm ich mir irgendwann einmal vor, ein Gedicht zum Thema Zeit zu schreiben. Es brauchte Zeit, ganze zwei Jahre …
Schreibblockaden löse ich durch Entstressung: Loslösung vom Alltag durch Yoga/Qigong, Meditation, Gartenarbeit, Naturausflüge in Zweisamkeit mit meiner Frau, Kurzurlaube, Trennung von Arbeit und Privatem.
Das Schreiben kommt oft als »Eingebung« nachts in einer Schlafpause beim Verarbeiten von Eindrücken oder morgens beim meditativen Duschen. Dann fallen die Verse wie ein lauer Sommerregen in die Gedanken und müssen notiert werden. Zumeist ist das Werk dann schon fertig …
Was machen Sie gerne in Ihrer Freizeit?
Grünen Tee trinken und schreiben; lesen schon früh am Morgen, am liebsten auf der Terrasse; mit Freunden bei gutem Essen sowie am Feuer philosophieren; Naturfotografie, zumeist in der Makroperspektive; Kunst kreieren, vor allem Skulpturen aus Holz, Stein und Metall; mit einem Freund Möbel aus alten Fachwerkbalken bauen; Gartenarbeit; kreativ nachhaltig und ökologisch Kochen; anderen Menschen helfen und mit ihnen die kleinen alltäglichen Glücksmomente finden; meine Frau und meine Scholle küssen ;)

Dieses Interview darf unter Angabe der Quelle (Karin Fischer Verlag 2024) verwendet werden.

Lyrik und Prosa unserer Zeit – Band 35

Neue Folge, Band 35
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